"Jeder Tag vor einem leeren Blatt, ich schreibe und halte es offen."
In Finnland ist Mirkka Rekola eine der wichtigsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, bei uns ist sie zu Unrecht unbekannt. Auf deutsch liegt nur dieser eine zweisprachige Band mit Gedichten vor, wunderbar übersetzt von Stefan Moster. Er gibt einen kleinen, aber großartigen Eindruck in Rekolas vielschichtiges, atmosphärisch dichtes Schreiben. Ihre so schlicht und konkret daherkommenden Gedichte unterwandern die festen Muster äußerer Wirklichkeit und die sichtbare Ordnung der Dinge. Sehnsüchte, Uneindeutigkeit, die Widersprüchlichkeiten des Daseins, Intensität anstelle von Identität, das sind die großen Themen im Werk dieser Dichterin, die 1931 in Tampere geboren wurde und neben Essays und Aphorismen seit den 1950er Jahren zahlreiche Gedichtbände veröffentlichte, für die sie mehrfach ausgezeichnet und mit der Ehrendoktorwürde der Universität Helsinki geehrt wurde.
„Der Tag durch die Hände hindurch klar
als wir dort am Ufer aßen
und der See schwappte auf den Tisch
auf die Teller, das Brot
und ich spürte meine Knie unter dem Tisch,
wie meine Beine ihn stützen.“
Mirkka Rekola: Himmel aus blauem Feuer. Gedichte. Herausgegeben und aus dem Finnischen übersetzt von Stefan Moster. Werner Söderström Osakeyhtiö, Helsinki.