Antje Rávik Strubel lebt und arbeitet als Schriftstellerin in Potsdam. Nach dem Abitur in einer Brandenburger Autowerkerstadt nach Berlin ausgewandert, machte sie dort eine Ausbildung zur Buchhändlerin, bevor sie an der Universität Potsdam und der New York University Literaturwissenschaften, Amerikanistik und Psychologie studierte und 2001 ihr Studium mit einer Magisterarbeit über Friederike Mayröckers „brütt oder Die seufzenden Gärten“ abschloß. Erfahrungen als Beleuchterin an einem Off-Off-Theater in Greenwich Village flossen direkt in den ersten Roman „Offene Blende“ ein, der in New York spielt. Mit Erscheinen dieses ersten Buches wurde eine Namensfindung nötig: von nun an ergänzt der Name Rávik (zunächst noch Rávic) den Geburtsnamen. Rávik ist eine Erfindung, die einen Raum bezeichnet, eine Daseinsform markiert, eine Erweiterung der Identität im Prozess des Schreibens darstellt.
Während des Studiums boten sich die Potsdamer Neuesten Nachrichten und die Berliner Seiten der FAZ als journalistische Experimentierfelder an. Die Gelegenheit, die Lyrikreihe "wassergescheitelt " für das Brandenburgische Literaturbüro Potsdam zu kuratieren, führte zu horizonterweiternden Begegnungen mit Lyriker*innen wie Inger Christensen, Durs Grünbein oder Friederike Mayröcker. Nach einer Einladung zum Festival of Young Playwrights nach Townsville in Australien, floss in die Gründung eines Europäischen Festivals für Junge Dramatiker „Interplay“ ebenso viel Begeisterung wie Anfängerenergie; eine Erfahrung, die Jahre später im Organisationsteam für die Europäische Schriftsteller*innenkonferenz in Berlin unter der Schirmherrschaft Frank-Walter Steinmeiers hilfreich war.
Mit der ersten Buchveröffentlichung taten sich neue unerwartete Möglichkeiten auf: als Rezensentin von amerikanischer und skandinavischer Literatur für den Deutschlandfunk zu arbeiten, vorübergehend Kolumnen für Die Zeit und die EMMA zu schreiben und Literatur und das Schreiben zu unterrichten, unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, als Leiterin der Prosawerkstatt des LCB, an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, am Lafayette College von Pennsylvania, auf Workshops des open mike oder auf den Treffen Junger Autor*innen der Berliner Festspiele.
Nach einem Stipendium in der Villa Aurora, Los Angeles, folgten verschiedene längere Aufenthalte in Kalifornien, unter anderem auf den Spuren der aus Sacramento stammenden Autorin Joan Didion, die einen tieferen Zugang zu ihren Essays und Romanen beim Übersetzen erschlossen. Für das eigene Schreiben spielt Didion seither eine zentrale Rolle.
Andere Reisen führten und führen nach Schweden, in dieses Sehnsuchtsland mit einer Anziehungskraft, die es nötig machte, sich dort vorübergehend in einem eigenen Haus niederzulassen, nicht weit entfernt von Mårbacka, der Heimat Selma Lagerlöfs. In vielen Romanen findet die schwedische Landschaft seither einen Niederschlag und führte ursprünglich zu einer weiteren, aufregenden Schreiberfahrung: Reise-Essays, die in der Reihe Gebrauchsanweisungen im Piper-Verlag erschienen sind. Freude, Abenteuer und Mühsal, durch eine neue Sprache zu navigieren, und die große Beglückung, außer den englischsprachigen noch weitere Bücher im Original lesen zu können, wurden von da an ständige Begleitung.